Blogs I published 28 May 2025 I Dirk Hoogenboom
Marktausblick für nachhaltiges Bauen: eine Pause oder ein Wendepunkt?
Wer in der Baubranche tätig ist, weiß: Nachhaltiges Bauen ist kein neues Thema. Schlägt man 2025 eine Ausschreibung oder ein Leistungsverzeichnis auf, findet man es nach wie vor – genauso präsent und geschätzt wie seit über einem Jahrzehnt. Doch in letzter Zeit gab es deutliche Wendepunkte. Nicht in Richtung eines Rückgangs, sondern einer gewissen Zurückhaltung und Tonveränderung.
Die Dringlichkeit früherer Jahre hat sich etwas gelegt, Investitionen verlangsamen sich und Entscheidungsträger in ganz Europa agieren vorsichtiger. Wo steht Nachhaltigkeit also heute im Bauwesen? Und was ist in den kommenden Jahren zu erwarten? Werfen wir einen Blick darauf.
Ausgangslage: Warum der Bau sich verändern muss
Bevor wir Diagnosen stellen, fangen wir am Anfang an. Nachhaltigkeit beginnt nicht mit der Fertigstellung eines Projekts – sie beginnt am ersten Tag. Und leider ist der Ausgangspunkt der Branche alles andere als sauber.
Der Bau war – und ist – ein großer Emittent. Die energieintensive Herstellung von Materialien wie Beton, Stahl und Ziegeln verursacht einen hohen CO₂-Ausstoß, noch bevor die erste Wand steht. Nach dem Bau verursacht der Betrieb – Heizen, Kühlen, Beleuchtung… – jahrzehntelang weitere Emissionen. Und am Ende der Lebensdauer? Die meisten Gebäude werden abgerissen statt zerlegt, was Wiederverwendung erschwert. Wertvolle Ressourcen (Stahlbewehrung, Dämmplatten, Holzrahmen) werden selten zurückgewonnen, Beton landet meist auf Deponien oder wird zu Straßenunterbau zermahlen… kurz gesagt: veraltet – und nicht nachhaltig.
Kleine Schritte Richtung Netto-Null
Mit dem Pariser Klimaabkommen kam Nachhaltigkeit auf die globale Bauagenda. Haben wir seither Fortschritte gemacht? Ja. Aber nicht im versprochenen Tempo. Wurden Designs verbessert? Ja. Aber die Umsetzung war schleppend. Wurden Regulierungen eingeführt? Ja. Aber es bleibt noch viel zu tun. Kurz gesagt: Anfangs gab es viel Schwung – zehn Jahre später nimmt dieser ab. Nicht verschwunden, aber strukturell im Wandel. Warum?
Krisengetriebener Wandel
Ein Höhepunkt in puncto Nachhaltigkeit entstand 2022 – angetrieben durch den Krieg in der Ukraine und explodierende Energiepreise. Plötzlich ging es weniger ums Klima, sondern mehr um Energieunabhängigkeit. Das Ziel blieb gleich: weg von fossilen Brennstoffen. Staatlich geförderte Anreize sorgten für einen Boom bei elektrischen Heizungen, erneuerbaren Energien und energetischen Sanierungen.
Abnehmende Dringlichkeit
Als sich die Energiemärkte stabilisierten und die Rechnungen sanken, ließ auch die Dringlichkeit nach. Öffentliche Investitionen wurden pandemiebedingt gekürzt. Private Bauträger – belastet durch Inflation und Zinsen – zogen sich zurück. 2024 führte dies zu einem Rückgang der Bautätigkeit, vor allem in Deutschland und Frankreich.
Auch der Installationsmarkt, zuvor Gewinner der Elektrifizierungswelle, verzeichnete einen Rückgang. Weniger Projekte, weniger Sanierungen, weniger Anreize – das bremste die Umsetzung.
Die Datenlage 2025?
Aus den letzten Jahren gelernt, zeigt sich 2025 verhaltener. Nachhaltigkeit wird weiter diskutiert – doch in der Umsetzung hapert es. Denn die Investitionsbereitschaft ist gesunken.
Zwischen 2020 und 2024 sank der Anteil der Projekte, bei denen Nachhaltigkeit gewünscht und investiert wurde, um 8 %. Der Anteil „gewünscht, aber nicht investiert“ stieg von 31 % auf 40 %. Ein Viertel der Projekte fragt Nachhaltigkeit gar nicht erst nach – das zeigt: Das Interesse bleibt, das Budget fehlt. Es geht also nicht um fehlenden Glauben, sondern fehlende Mittel.
Installateure bestätigen diesen Trend: Die größten Rückgänge verzeichnen Belgien, Frankreich und das Vereinigte Königreich. In den Niederlanden bleibt die Umsetzung stabil – aber ohne Beschleunigung.
Material- und Technologie-Ausblick
Es geht nicht nur um das „Ob“, sondern auch um das „Wie“. Selbst unter nachhaltigen Akteuren ist der Einsatz fortschrittlicher Lösungen begrenzt.
Beispiele:
Nur 10 % der Bauunternehmen und 8 % der Architekten nutzen Materialpässe. Urban Mining ist zwar bekannt, doch weniger als 15 % setzen es ein. Über 50 % der Beteiligten sagen, sie arbeiten an nachhaltigem Bauen – nutzen aber kaum fortgeschrittene Tools.
Meistverwendete nachhaltige Produkte:
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Dämmstoffe auf Biobasis (18 %)
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Solarpanels (15 %)
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Recycelte Materialien (14 %)
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Energiemanagementsysteme (10 %)
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CLT & erneuerbare Wärme (9 %)
Trends bei Materialien:
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Naturstoffe: +37 %
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Holzfassaden: +27 %
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CLT/Holzplatten: +25 %
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Rückgang bei Stahlverkleidung & PUR/PIR-Dämmung
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Bio- und holzbasierte Systeme im Kommen
Kernaussage: Holz, Naturfasern und Kreislauflösungen sind die Zukunft. Synthetiksysteme verlieren an Bedeutung.

Warum stockt das Wachstum trotz allem?
Finanzieller Druck:
Hohe Zinsen, Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit bremsen Investoren aus.
Fachkräftemangel:
In jedem Land fehlt es an qualifizierten Fachkräften – besonders für nachhaltige Bauweisen.
Regulatorische Unsicherheit:
Zwar nehmen Gesetze zu, doch Durchsetzung fehlt. Viele betrachten Nachhaltigkeit weiterhin als freiwillig.
Ausblick: Wohin geht die Reise?
Wir erleben eine Phase des Stillstands, keinen Rückschritt.
2025:
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kaum mehr Zahlungsbereitschaft
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grüne Systeme (z. B. Wärmepumpen) verlieren an Nachfrage
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Sanierungen aktiver als Neubauten
2026–2027: Die Erholung
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EU-weite Vorschriften werden verschärft
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öffentliche Förderungen kehren zurück
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aufgeschobene Projekte werden realisiert, mit klaren Nachhaltigkeitsvorgaben
Dann ist die Investitionsbereitschaft zweitrangig – Gesetze geben den Takt vor.
Fazit
Nachhaltigkeit im Bau ist nicht tot. Sie pausiert. Wer jetzt vorbereitet ist – mit Materialien, Design und Ausführung –, wird profitieren. Architekten, Installateure, Bauleiter: Strategische Bereitschaft ist der Schlüssel. Bleiben Sie informiert: Wir liefern aktuelle Daten – per Blog, Webinar und Bericht.
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